Jesus sagt von sich:
Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht,
damit, wer an mich glaubt,
nicht in der Finsternis bleibe. (Joh. 12,46)
Eines Tages bemerket der König, dass er alt geworden war. Er rief seine beiden Söhne in die große Halle, und sprach zu ihnen: “Bis zum Abend habt ihr Zeit, diese Halle zu füllen.” Er gab ihnen einen Silberling. Das war nicht viel. Und weiter sagte er zu ihnen: “Wer es schafft, der soll mein Nachfolger werden.” Die Beiden zogen los.
Der Ältere kam an ein Feld, auf dem Leute gerade Weizen droschen.
“Ich gebe euch einen Silberling für die Spreu!” sagte er zu den Bauern, und die waren froh, die Spreu los zu sein und brachten sie sogar ins Schloss.
“Du kannst mich zum König machen!” rief der Ältere seinem Vater zu. “Ich habe die Halle gefüllt!”
Aber der Vater wollte noch warten.
Als es dämmerte, kam schließlich der Jüngere. Er sagte: “Räumt dieses nutzlose Zeug hier raus!” Dann stellte er eine Kerze in die Mitte der Halle. Er zündete sie an. Warmes Licht füllte den Raum und ließ die Gesichter des Königs und der Söhne, der Diener und der Mägde leuchten.
Da lächelte der alte König und sprach: “Du wirst mein Nachfolger.”
Was geschieht da in der Halle?
Diese kleine Kerze, dieses kleine Licht, so klein und doch so mächtig!
Es leuchtet die ganze Halle aus.
Es taucht die Gesichter in ein warmes Licht.
Man sagt ja, das Kerzenlicht schön macht.
Eigentlich ein schöner Gedanke.
Es schenkt jedem Licht.
Da spielt die Herkunft und der Stand keine Rolle.
Wenn man sich mit Christus beschäftigt, und einmal versucht herauszubekommen, was er eigentlich will, dann fällt einem auf, dass Jesus mit seinem Ausspruch:
“Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, …”
Eine gute Beschreibung seines Wesen gegeben hat.
Jesus ist in die Welt gekommen, wie diese kleine Kerze, unscheinbar und auf den ersten Blick alles andere als mächtig.
Er hat sich in seinem Leben den Menschen zugewandt und ihnen seine Nächstenliebe entgegengebracht, ohne nach Herkunft und Stand zu fragen.
Er hat seine Kraft für alle gegeben.
Er hat sich wie diese Kerze geopfert.
Er hat mit seinem kurzen Leben, die ganze Welt verändert.
Wie diese Kerze einem in Zeiten der Dämmerung die Orientierung leicht macht, so ist Jesus für viele ein Licht der Orientierung, ein Licht, das einem Hilft in schweren, dunklen Zeiten sich zu orientieren.
Ein Licht, das einen die Wärme spüren lässt.
Ein Licht, das mir den Nächsten in einem ganz anderem Licht erscheinen lässt.
Jesus sagt von sich:
Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht,
damit, wer an mich glaubt,
nicht in der Finsternis bleibe. (Joh. 12,46)
Amen.
ⓒ Ulrich Bohlken | 2004